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2023-05-01 16:01:05

Linux deepin: Elegant anders

Wer sich abseits der großen und populären Linux-Distributionen wie ubuntu, Mint oder OpenSuse umschaut, kann manche Perlen entdecken. Eine dieser Perlen und für mich eine in jeder Hinsicht positiv überraschende Neuentdeckung ist die Linux-Distribution „deepin“ aus China, die aktuell die Versionsnummer 15.1.1 trägt.

deepin erinnert stark an MacOS

Was hierzulande kaum einer weiß: In China ist deepin Linux die meistgenutzte Linux Variante. Dank OpenSource muss einen das Herkunftsland nicht beunruhigen. Die Distribution setzt auf Debian auf, was sie für mich schon einmal sehr sympatisch macht. Das Look&Feel von deepin und macht optisch richtig was her. Das liegt daran, dass Deepin keinen Standard-Desktop wie Gnome oder XFCE verwendet, sondern einer Eigenentwicklung als Desktop-Umgebung vertraut: das Deepin Desktop Environment (DDE) wurde entwickelt auf der Grundlage von Webkit und HTML5. Dieser schlicht-elegante, aber sehr funktional und dabei optisch top-aussehende, an MacOS X erinnernde Desktop, ist für mich ein echtes Highlight unter den neueren Desktop-Umgebungen, dabei ressourcensparend und schnell.

deepin-Download mit Hindernissen

Der Download des 1,9 GB großen ISO-Abbildes der Live- und Installations-DVD von deepin gestaltete sich leider etwas schwierig. Zwar werden auf der Homepage des deepin-Projekts Download-Mirror in Europa angegeben, die meisten Links laufen hier aber ins Leere, möglicherweise war aber auch nur die Verteilung der Abbilder noch nicht so weit vorangekommen. Angeboten werden eine 32bit- und eine 64bit-Version. In meinem Fall hätte der Direkt-Download eines ISOs 2 Tage gedauert – erst eine Bittorrent-Suche brachte einen Downloadlink, über den ich ausreichend schnell deepin laden konnte.

Im folgenden möchte ich zu einem kleinen Rundgang durch die Installation und den Desktop von deepin mittels einiger Screenshots einladen.

deepin erkennt, wenn es in einer virtuellen Box installiert wird und weist auf mögliche Leistungseinbußen in dieser Umgebung hin.

Der Installationsprozess setzt schon ein paar nette optische Akzente, nicht spektakulär, aber eben anders als Debian oder ubuntu. Dennoch geht die Installation leicht von der Hand und verlangt nur wenige Eingriffe.

Hier werden grundlegende Einstellungen vorgenommen: ein Benutzer wird angelegt, der Computername und auch das Passwort wird festgelegt…

 

Ein Klick auf das kleine Tastatur-Icon rechts oben hilft dabei, Sprache und Tastatur richtig einzustellen:

Die Auswahl der Sprache ist mit zwei Klicks erledigt.

Während des nun startenden Install-Prozesses blendet auch deepin Werbetafeln ein, in denen in zum Teil sehr holperiger Übersetzung auf die Vorzüge der Distribution und vor allem auf die Eigenentwicklungen hingewiesen wird:

  • Deepin Store, eine grafische Benutzeroberfläche für das Paketverwaltungsprogramm APT
  • Deepin Boot Maker, Bootmanager
  • Deepin Emacs
  • Deepin Movie auf Basis von FFmpeg
  • Deepin Screenshot, Screenshot-Programm
  • Deepin Terminal
  • Deepin Translator auf Basis von Google Translate
  • Deepin Music
„Genießen Sie Online stärkste Stimme“ – solche „Übersetzungs“-Gurken können bei Linux-Neulingen schon mal Zweifel an der Funktionalität und Seriösität ihres Linux-Systems nähren… – es fehlen aber wohl einfach deutschsprechende Entwickler.

 

Die Installation des gesamten Systems dauert ca. eine 1/4 Stunde, dann ist deepin einsatzbereit und empfängt den Nutzer mit folgendem Login-Bildschirm:

Nach Eingabe des Passwortes gelangt der Benutzer dann sofort auf den sehr aufgeräumten Desktop:

Der deepin-Desktop mit aufgeklappten Systemeinstellungen

Unten befindet sich das mit Icons im flat-Design gestylte Dock, die Steuerzentrale für den Desktop. Standardmäßig orientiert sich der Look tatsächlich an MacOS. Das Dock lässt sich aber via Rechtsklick auch schnell mal umstylen, so dass es aussieht wie eine Windows-Taskleiste.
Ein Klick auf das Zahnradsymbol in der Dock-Mitte lässt von rechts die Leiste mit den Systemeinstellungen ausfahren. Das scheint in Mode zu kommen: auch die Linux-Distribution Solus-OS 1.1, die auch mit eigener Desktop-Umgebung aufwartet, fährt von rechts eine solche Leiste aus – und natürlich Windows 10. Bei deepin sind hier zunächst nur übergeordnete Rubriken der Systemeinstellungen zu sehen. Ein Klick auf ein Symbol zeigt, dass mehr dahintersteckt und öffnet weitere Optionen:

Die Seitenleiste offenbart ihre reichlich gegliederten Unterpunkte

Hat man hier die gewünschten Anpassungen vorgenommen, kann man den Desktop weiter erkunden. Ein Klick auf das Raketensymbol etwa öffnet den deepin-Launcher, der dem Launchpad von MacOSX sehr ähnlich sieht, aber auch an Gnome oder an den ubuntu-Desktop erinnert. Deepin verzichtet jedoch auf die Suchleiste der beiden vorgenannten und präsentiert nur einen Icon-Teppich:

Der Launcher zeigt alle Desktop-Programme an. Diese werden mac-like über dem Desktop eingeblendet.

Im deepin-Launcher wirken allerdings die abgeschnittenen deutschen Beschriftungen ziemlich unglücklich. Von den deutschtypischen längeren Wörtern wie „Druckereinstellungen“ ist dann nur „kereinstellu“ zu lesen. Das wird vermutlich nicht nur Linux-Neueinsteiger irritieren.

Ein Klick auf das große „A“ in dem kleinen Kreis links oberhalb kann übrigens die Anzeige des Launchers verändern: so kann ich mir die installierten Programme und Apps auch nach Kategorie anzeigen lassen, wie es etwa auch bei anderen Desktop-Umgebungen möglich ist, etwa bei Gnome oder Unity/ubuntu:

Der Launcher in der Kategorie-Ansicht: links kann ich die Kategorie auswählen oder mir die Apps nach der Häufigkeit der Nutzung arrangieren lassen.

Sehr schön löst das DDE auch die Verwaltung der Arbeitsflächen. Ein Klick auf das entsprechende grüne Icon im Dock zeigt mir eine der besten Lösungen an, die ich bislang auf einem Linux-Desktop gesehen habe:

Sehr schön gelöst: die Arbeitsflächenverwaltung im deepin Desktop Environment

Mit deepin kann man direkt nach der Installation loslegen, Werkzeuge für alle anfallenden Arbeiten sind bereits mit an Board. Die grafische Gestaltung des UI gefällt mir besonders gut: die Icons sind schön gestaltet und klar. Hier im Bild der Datei-Manager des DDE, der sich in den Funktionen an Nautilus und Co, orientiert:

Schön groß und klare Symbole: der deepin-Dateimanager

Eine „linux-untypische“ Office-Suite

deepin kommt mit einer für mich doch etwas überraschenden Office-Suite: WPS Office von Kingsoft kannte ich eigentlich nur aus der Android-Welt. Dass diese kleine, aber handwerklich durchaus brauchbare Office-Suite auch für ein Desktop-Linux zu haben ist, war mir gar nicht bewusst (mehr noch: WPS gibt es neben Android und Linux auch für Windows und iOS). WPS Writer, WPS Spreadsheet und WPS Presentation heißen die installierten Programme und sind MS-Office kompatibel. In deepin erscheint die Office-Benutzeroberfläche anfangs nur auf Englisch. Zuerst sollte man ein – sowieso fälliges – Systemupdate durchführen, um die Office-Suite dann auch in Deutsch zu erleben. Ein Pop-Up-Fenster macht auf das Upgrade aufmerksam. Neben chinesisch sind einige europäische Sprachen wie französisch oder spanisch („nur“ als Community-Übersetzung) einstellbar, aber längst nicht alle: italienisch fehlt genauso wie tschechisch oder dänisch.
Das WPS-Office bietet dem Schreibwilligen eine Menge Vorlagen für alle möglichen Dokumente gleich beim Starten der Programm-Module an. Wählt man eine Vorlage aus, wird sie aus dem Netz direkt in die Textverarbeitung (oder in die anderen Module) geladen. Man kann aber natürlich auch nur mit einer leeren Seite beginnen, was sich in den Einstellungen der Software festlegen lässt. Die Bedienung und das Look&Feel der Office-Module orientiert sich klar an MS Office.
Das Programm wird in China entwickelt und während die Suite für andere Systeme Geld kostet, ist die Linux-Ausgabe kostenlos zu haben („always free“), die Lizenz ist aber proprietär und leider nicht weiter einsehbar, weil sie nur in chinesisch beiliegt. Auf der Webseite gibt Kingsoft unumwunden zu, dass WPS-Office von zu wenigen Linux-Entwicklern vorangetrieben wird und bittet um Spenden. Ich finde es schade, dass diese an sich sehr gute und von der Größe mit 80 MB auch noch kompakte Office-Suite nicht unter eine der bekannten freien Lizenzen gestellt wird, womöglich würden sich dann mehr Entwickler oder Übersetzer finden und die Verbreitung würde steigen.

Das mitgelieferte WPS-Office, hier der Writer

Der App-Store von deepin ist prall gefüllt mit allen Programmen, die man so aus der Linux-Welt kennt – er ist schließlich auch nur ein grafischer Aufsatz für Debians apt-Paketverwaltungstool. Ich selbst werde mit dieser Art der Software-Installation nicht warm, sondern wechsle im Zweifel lieber in das Terminal oder nutze das altbekannte synaptic, das man wie viele wichtige und gute Programme problemlos nachinstallieren kann – man ist ja schließlich in einer Debian-Umgebung. Etliche unfreie Programme wie Skype oder Teamviewer lassen sich vom Appstore aus mit einem Klick installieren. Ebenso sind alle Bibliotheken direkt ab Start mitgliefert, die man benötigt, um mp3-Dateien oder Filme wiederzugeben. Von der ursprünglichen Debian-Philosophie ist deepin somit weit entfernt. Linux-Neulinge mag das freuen.

Der Appstore: vor allem fett bunt!

Fazit

deepin gefällt mir: es ist modern, sieht gut aus und ist stabil. Es geht eigentlich einen gänzlich umgekehrten Weg wie ich ihn bisher kannte: Während bislang meist nach der Installation einer Standard-Distribution für mich erst einmal die Anpassung des Desktops an die persönlichen Bedürfnisse sowie eine generelle individuelle Aufhübschung des Desktops anstand, macht es deepin genau anders. Der Desktop ist „ab Werk“ bereits aufgehübscht – und meine Nacharbeit besteht darin, meine Linux-Standard-Tools nachzuinstallieren.

Ich nutze deepin momentan vor allem auf meinem 11 Zoll Notebook, fasse allerdings für die Zukunft eine Installation auf meinem Hauptrechner (derzeit noch ubuntu) verschärft ins Auge.

Wermutstropfen gibt es wenige: hie und da ist das System nicht richtig eingedeutscht, was ich verschmerzen kann. Allerdings sind die Server für die Paketupdates nach meiner Erfahrung derzeit entweder überlastet oder generell sehr langsam.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deepin für Einsteiger empfehlen möchte. Am ehesten werden vielleicht Linux-Neulinge, die den Mac-Desktop toll finden, intuitiv damit klar kommen. Die Installation ist nicht schwerer als die anderer Distributionen (also leicht :-)).

Insgesamt ist deepin für mich ein tolles, schnelles System, das auf meinem 11-Zöller mit einem Intel Celeron N2840 und 2 GB RAM innerhalb weniger Sekunden bootet, mit einem Desktop, den ich und andere Ästheten bestimmt klasse finden und der sich vor den anderen Desktop-Umgebungen abhebt und nicht zu verstecken braucht.

Distrowatch vermeldet, deepin Linux steht in dieser Woche auf Platz 14 der beliebtesten Linux-Distributionen. Tendenz: steigend.

Ulrich Berens

Mein Name ist Ulrich Berens, ich bin einer der Gründer von LUKi und derzeit Vorsitzender von unserem Verein LUKi e.V.. Nicht nur privat, sondern auch dienstlich benutze ich seit 1998 Linux und beweise damit, dass sich Linux in einem kirchlichen Büro problemlos einsetzen lässt. Auf identi.ca und Twitter bin ich privat als @infoleck unterwegs, auf unserem LUKi-eigenen sozialen Netzwerk churchy, auf Google+ und auf Diaspora bin ich auch vertreten. Mein privater Blog findet sich unter: www.berens.net und mein Fotoblog unter: www.ulrich-berens.de. Auf Tumblr sammle ich Sachen unter dozemode.com. Berufliches findet sich unter familienseelsorge.de und neue-gespraeche.de.

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8 Kommentare auf “Linux deepin: Elegant anders

  1. Kennst du eine andere Download Quelle außer die Offizielle Website? Diese scheint aktuell wirklich etwas sehr langsam zu sein… Mein Download wird mir mit 2 Tagen angezeigt (120MBit Leitung) Oder ist das normal?

  2. Hallo,
    mir ist dieses Verhalten noch nicht aufgefallen. Deswegen Deepin ganz neu zu installieren, muss aber auch nicht sein. Da gibt es Möglichkeiten, wie ich wieder Zugriff auf mein System erhalten kann, z.B. hier: https://is.gd/i41e8A oder einfach mal googlen. Sollte das Verhalten tatsächlich ein Bug sein, freuen sich die Entwickler vielleicht über eine Rückmeldung. Ansonsten kann man den Deepin-Desktop auch auf anderen Debian-Derivaten installieren, z.B. ubuntu s. https://is.gd/PtKopm – und natürlich auf Debian selbst.

  3. Deepin gefällt mir sehr gut, mehrfach habe ich aber erfahren müssen, dass nach dem empfohlenen update (13 Anwendungen mit insgesamt 906 MB) mein Passwort ungültig gesetzt wird. Ich habe dann jeweils neu installiert und nach dem update war wieder mein Passwort ungültig. Gibt es ein Masterpasswort ?
    Im Moment ist deshalb deepin für mich unbrauchbar ! Gibt es Hilfe für mich ?

  4. Mag zwar ganz nett sein, aber da war jetzt nichts dabei, das eine der Ubuntu-Varianten oder Linux Mint auch bieten würde.

    „Sehr schön löst das DDE auch die Verwaltung der Arbeitsflächen. Ein Klick auf das entsprechende grüne Icon im Dock zeigt mir eine der besten Lösungen an, die ich bislang auf einem Linux-Desktop gesehen habe.“ – das wundert auch nicht denn es ist 1:1 von OS X abgekupfert.

    In China hat man da nicht so seine Probleme mit, bei anderen Anbietern schreckt man vor sowas dann doch eher zurück aus Sorge vor Klagen.

    Wie gesagt dieses DDE bringt jetzt nicht sonderlich viel neues. In der aktuellen Welt der ordentlichen Desktops gibt es Unity, Gnome 3, Cinnamon, Mate, XFCE usw. – die drei letzteren davon sogar vergleichsweise ressourcensparend und wenns schon sein muss dann kann man auch auf LXDE umsteigen.

    Wenns von Werk aus aufgehübscht sein soll (übrigens ist auch der rechte Seitenbalken von Win 10 und OS X abgekupfert) dann kann man sich z.B. mal elementary OS angucken.

    Und ansonsten hat Gerhard das richtige Stichwort gegeben, für alle die sich nicht so auskennen würde ich wirklich auf Ubuntu-Derivaten oder Linux Mint bleiben, das ist immer noch eine Riesen-Auswahl an Oberflächen usw. und dazu eine riesige deutschsprachige hilfsbereite Community.

  5. Das gefällt mir.
    Ob ich das mal ausprobiere?
    Dieses Debian ist für mich eine Nummer zu groß, weil es mitdenken verlangt. Da bin ich doch zu ahnungslos für. Aber so, wie dieses Derivat beschrieben ist, könnte es eine gute Alternative für Mint sein, das sich ja grade lächerlich macht.

    Vielen Dank fürs Testen.

  6. Hallo Gerhard, eine Dualboot-Installation ist kein Problem, die Install-DVD ist zugleich auch Live-System. Ein deutsches deepin-Forum ist mir nicht bekannt, allerdings ist das DDE auch auf anderen Linux-Deviraten installierbar, d.h. Du kannst den Desktop auch mit Ubuntu oder Debian nutzen, ohne deepin zu installieren.

  7. Interessant. Gibts da auch ne Live-version und hat es auch eine leichte dual-boot-Installation? Finde ich an Ubuntu immer noch toll.
    Und ganz wichtig: ein deutschsprachiges Hilfe Forum für nicht erfahrene Anwender?

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